Abschied des Malteserordens

von Sabine Model

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Zu einem letzten Foto im Malteserschloss formierten sich Mitglieder der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterordens vor dem Wappen des Philipp Wilhelm von Nesselrode und Reichenstein, der von 1728 bis 1754 Großprior des deutschen Malteserordens war.


HEITERSHEIM. Seit 40 Jahren sind der Malteserhilfsdienst und der Malteserorden den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzens von Paul im Malteserschloss freundschaftlich verbunden. Nun wurde Abschied genommen mit einer letzten gemeinsamen Gerhardus-Vesper in der Schlosskirche, die noch in diesem Jahr entweiht werden soll. Die Vinzentinerinnen ziehen nach Freiburg. Die Besuchsdienste von Mitgliedern der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterordens in Heitersheim gehen damit zu Ende. Genauso wie die organisierten Ausflüge. In Freiburg soll der Dienst jedoch fortgeführt werden.

„Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ sind die Leitsätze des Malteserordens. Seit 900 Jahren haben sich die Mitglieder dem Gründungsauftrag verpflichtet, Armen und Kranken zu dienen. Das Ende der Aufgaben bei den Vinzentinerinnen in Heitersheim markierte eine letzte traditionelle Vesper zu Ehren des Ordenspatrons der Malteser, dem Seligen Gerhard. Zelebriert wurde sie von dem Freiburger Weihbischof Peter Birkhofer unter Mitwirkung einiger Ordensmitglieder.

Von Heidelberg über Stuttgart bis Lörrach kamen Angehörige des Ordens zu dem Ereignis in der Malteserstadt zusammen. Aus Straßburg reiste der Geistliche Leiter der beiden französischen Delegationen des Malteserordens, Alexander Leonhardt, an, aus Bad Säckingen Diakon Bolko von Reinersdorff. Die verbliebenen Vinzentinerinnen sowie Mitglieder und Freunde des Malteser- Besuchsdienstes hatten sich in der Kirche versammelt. Zur Feier des Tages legten die Herren des Malteserordens ihre Kukullen an und die Damen ihre Lourdesmäntel.

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Mitglieder der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterordens auf dem Weg in die Malteserschlosskirche zur Gerhardusmesse.


Mit Orgel und Gesang stimmte Engelbert Ehret die Teilnehmerinnen und Teilnehmer musikalisch auf die Vesper ein. Weihbischof Peter Birkhofer, seit 2016 Magistral-Kaplan der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser Ritterordens, stand noch ganz unter dem Eindruck der Synodalversammlung in Karlsruhe. Die Freude über ein Papier, dass sogar ukrainische und russische Delegationen mittragen konnten, wurde getrübt durch Themen, die keinen Konsens fanden. „Eine zerstrittene Christenheit kann kein Zeugnis von Geschlossenheit ablegen“, bedauerte er. Aber ohne Versöhnung und Einigkeit gebe es keine Zukunft. Wer jedoch nicht merke, dass er etwas verloren hat, gehe auch nicht auf die Suche, es zu finden. In einem geistlichen Prozess müsse man sich jedoch fragen: „Wo muss ich mich ändern.“ Barmherzigkeit tue not. So wie sie Gott einem jeden gewähre. Nur sie sei größer als alles Böse. Dazu rief er auf.

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Die drei Zelebranten der letzten Gerhardus-Vesper in der Malteserschlosskirche: von links Weihbischof Dr. Peter Birkhofer, der Geistliche Leiter der beiden französischen Delegationen des Malteserordens, Alexander Leonhardt, und Diakon Bolko Reinersdorff.


In ihrem Rückblick dankte Ruth Pompeÿ für den Malteserorden den Vinzentinerinnen für viele vertrauensvolle Begegnungen. Sie erinnerte an lebhafte Sommerausflüge mit den Schwestern in den Sanitäts-Autos des Malteserhilfsdienstes Freiburg seit 1982. Im März 2008 fragte der Malteserorden erstmals nach, ob die Feier zu Ehren des Seligen Gerhardus in der Schlosskirche gefeiert werden dürfe, mit den Schwestern als Gesangsverstärkung. Im Gegenzug baten die Vinzentinerinnen die Malteser, einen Besuchsdienst einzurichten. So habe sich in den letzten 15 Jahren eine intensive Beziehung entwickelt durch die jährliche gemeinsame Feier und viele Treffen mit guten Gesprächen. „Mit Respekt und Bewunderung durften wir so am Leben der Schwestern teilhaben“, resümierte Ruth Pompeÿ. Und sie war sicher, dass die beiden sozialen Vorbilder der Gemeinschaften, der Selige Gerhardus (1035-1120) und der Heilige Vinzenz von Paul (1581-1660) sich über die innige Verbindung der beiden caritativen Gemeinschaften gefreut hätten.

Der Ausklang des Festes im Hotel Ox war geprägt von einem Vortrag, den das Mitglied des Souveränen Malteser Ordens Christian Freiherr Schilling von Canstatt über seinen berühmten Vorfahren Georg Schilling von Canstatt hielt. Der war von 1546 bis 1554 Großprior der Deutschen Ordenszunge mit Sitz im Malteserschloss. 1548 erhob Karl V. ihn und seine Amtsnachfolger in den Reichsfürstenstand. Damit wurde in Heitersheim die Fürsten-Dynastie begründet, die bis 1806 andauerte.